Neusehland Blog

Hörgeräte bei Kindern - was Sie beachten sollten

Geschrieben von Laura Hüsson | 28.02.2022 15:56:18

Hörgeräte für Kinder: Was ist wichtig?

Kinder und Hörgeräte – das scheint im ersten Moment keine alltägliche Kombination zu sein. Dennoch wissen Eltern betroffener Kinder und Jugendlicher, wie wichtig ein helfendes Hörgerät im Alltag sein kann. Was kindliches und jugendliches Hören so wichtig und besonders macht und welche Chancen Hörgeräte bei Kindern bieten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Tatsächlich sind Schätzungen zufolge in Deutschland bereits mehr als eine halbe Million Kinder und Jugendliche von einer Hörminderung betroffen. Diese kann von Geburt an vorhanden sein oder erst später auftreten. HNO-Ärzte schätzen, dass sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit eingeschränktem Hörvermögen im Hochtonbereich in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten nahezu verdoppelt hat.[1]

Dabei ist gutes Hören eine der wichtigsten Grundlagen für die persönliche Entwicklung und Lebensfreude. Ein junges Gehör ist zudem besonders empfindlich. Und da Kinder bis zu einem gewissen Alter nicht selbst einschätzen können, was für sie zu laut ist, sollte früh sorgsam mit dem Gehörgang umgegangen werden. Eltern sollten deshalb darauf achten, welche Schallpegel ihre Kinder am Smartphone oder MP3-Player einstellen. Denn Schwerhörigkeit kennt keine Altersgrenze.

Warum ist gutes Hören bei Kindern so wichtig?

Hörminderung betrifft Kinder und Jugendliche vor allem in ihrer persönlichen und kognitiven Entwicklung. Gutes Hören ist wichtig, um Worte zu erlernen und sprachliche und soziale Fähigkeiten zu entwickeln, zum Beispiel durch das sogenannte zufällige Lernen. Dieses ist dann der Fall, wenn Kinder das mithören, was um sie herum passiert. Daher ist es essenziell, dass Kinder ein möglichst transparentes Hörbild erhalten.

Nicht zuletzt ist gutes Hören aber auch aus persönlichen Gründen wichtig. Wenn man Freunde beim Spielen nur schwer versteht, beim Klavierunterricht die Tastentöne nicht mehr so gut unterscheiden kann, oder der Lieblingssong einfach dumpf klingt, ist das für Kinder und Jugendliche wahnsinnig traurig. Das kann durchaus auch seelische Folgen haben.

Woher kommt eine Hörminderung bei Kindern?

Eine Hörminderung bei Kindern und Jugendlichen kann viele Ursachen haben. Während manche Kinder von Geburt an schwerhörig sind, kann eine Hörstörung auch durch eine Infektion wie eine Mittelohrentzündung auftreten. Letztere sind glücklicherweise oft reversibel, dennoch kann es auch zu dauerhaften Hörminderungen kommen. Vor allem Lärm hat erheblichen Einfluss auf das Hörvermögen. Hier sind besonders Jugendliche betroffen, denn schon ab 85 Dezibel kann das Gehör leiden, und Lärm wird als Stress wahrgenommen. In der Disco, auf dem Jahrmarkt oder mit zu lauten Kopfhörern sind diese Werte schnell erreicht.

Wen frage ich bei der Hörminderung meines Kindes um Rat?

Natürlich ist ein einfühlsamer Facharzt oder eine Fachärztin (Phoniater und Pädaudiologin, HNO) immer die beste Adresse. Ein Hörtest und weitere Untersuchungen schaffen schnell Klarheit darüber, unter welchen Ohrenproblemen das Kind leidet. Sollten Sie im nächsten Schritt einen Hörakustik-Spezialisten suchen, sind sogenannte Pädakustiker speziell für die Versorgung von Kindern qualifiziert. Nicht jeder Hörgeräteakustiker passt auch Kinderhörgeräte an, da die Versorgung mit Hörsystemen im Säuglings- und Kleinkindalter in vielen Punkten erheblich von der Versorgung bei Erwachsenen abweicht. Fragen Sie daher am besten vorher Ihren Facharzt nach einer Empfehlung für einen spezialisierten Kinder-Hörgeräteanpasser oder fragen Sie beim Hörakustiker Ihres Vertrauens nach, ob dieser auch auf die Anpassung von Kinderhörgeräten spezialisiert ist. 

Erfahrene Hörakustikerinnen und Hörakustiker ermitteln dann mit einem Hörtest die individuelle Hörleistung Ihres Kindes, beraten Sie ausführlich und erklären Ihnen den weiteren Weg. Wichtig ist dabei, sich viel Zeit zu nehmen, um Sie und Ihre Bedürfnisse genau kennenzulernen. Ebenfalls essenziell ist natürlich modernste Messtechnik.

Welche Hörgeräte für Kinder gibt es?

Zunächst eine gute Nachricht: In den letzten Jahren ist die Technologie der Hörgeräte so weit fortgeschritten, dass selbst Kinder mit einer leichten bis mittleren Hörminderung mit einem Hörgerät ein Leben ohne Einschränkungen führen können. Moderne Hörgeräte besitzen hohen Tragekomfort, sind fast unsichtbar und sorgen für bestes Sprachverstehen. Dennoch haben Kinder natürlich ganz besondere Bedürfnisse und Anforderungen an Hörgeräte, anders als etwa Senioren. Die gute Nachricht: Mit jeder Bauweise sind sie gut beraten.

Die häufigsten Hörgerätearten

  1. HdO-Hörgeräte (Hinter-dem Ohr-Hörgeräte)

Hier sitzt das Hörgerät direkt hinter dem Ohr des Kindes. Die Geräusche werden dann verstärkt und durch einen winzigen Schallschlauch ins Ohr geleitet. HdO-Hörgeräte sind zwar etwas größer, haben damit aber mehr Platz für leistungsstarke Batterien und modernste Technik. Auch sind sie ganz einfach an ständig wachsende Kinderohren anzupassen und besitzen so einen hohen Tragekomfort.

  1. IdO-Hörgeräte (Im-Ohr-Hörgeräte)

Bei den schon etwas älteren Ohren von Jugendlichen und Teenagern finden auch IdO-Hörgeräte Anwendung. Diese Hörgeräte werden individuell erstellt und im Ohr getragen. Das macht sie besonders komfortabel zu tragen und von außen fast unsichtbar.

Welche Eigenschaften haben Hörgeräte für Kinder?

Hörgeräte für Kinder sind besonders robust, kinderleicht zu bedienen und oft sogar wasserdicht, gut gewappnet also für die Herausforderungen eines Kinder-Alltags. Vor allem für Schulkinder sind Hörgeräte wichtig, die auch in der anspruchsvollen Geräuschkulisse eines Klassenzimmers transparentes Hören und exzellentes Sprachverstehen ermöglichen.

Dazu besitzen einige Kinder-Hörgeräte spezielle FM-Anschlussmöglichkeiten, um an drahtlose Übertragungsanlagen im Klassenraum angeschlossen werden zu können. So kann das Kind dem Unterricht bestens folgen. Und weil das Auge „mithört“, gibt es Kinder-Hörgeräte natürlich auch in tollen, farbenfrohen Designs. So werde sie zum coolen Helfer im Alltag.

Für Teenager und Jugendliche sind vor allem Hörgeräte mit Bluetooth-Funktion interessant, die eine sichere Hörumgebung mit ihren Lieblingssongs und -podcasts ermöglichen.

Wie viel kostet ein Hörgerät für mein Kind?

Hier müssen Sie sich keine Sorgen machen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen eine hochwertige, umfangreiche und vor allem eigenanteilsfreie Versorgung hörgeminderter Kinder und Jugendlicher mit Hörsystemen. Erfahren Sie mehr, wer wie viel bezahlt und welche Zuzahlungsmöglichkeiten Sie haben.

[1] Mitteilung Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte (22. Oktober 2015)